Sat.1
“Dirty Harry” macht Pause
“Harald Schmidt Show” wird 2004 nicht fortgesetzt
Hamburg - Vier Tage nach dem Führungswechsel beim Privatsender Sat.1 folgte am Montag überraschend das Aus für die “Harald Schmidt Show”. Die Sendung werde im kommenden Jahr nicht fortgesetzt, weil Moderator und Produzent Harald Schmidt (46) nach acht Jahren eine Kreativpause einlege, teilte die ProSiebenSat.1 Media AG mit. Die letzte reguläre Ausgabe wird am 23. Dezember ausgestrahlt.
Der neue Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski will trotzdem weiter mit
Schmidt planen und sich demnächst mit ihm treffen, um gemeinsame Projekte zu besprechen. “Als ein großer Verehrer und Fan von Harald Schmidt bedaure ich es außerordentlich, dass er eine kreative Pause einlegt”, sagte der 58-Jährige am Montag.
Noch am Donnerstag hatte Schmidt den neuen Senderchef in seiner Show aufs Korn genommen. Schawinski hatte am selben Tag Martin Hoffmann abgelöst, der als einer der engsten Weggefährten Schmidts galt. Eine ProSiebenSat.1-Sprecherin betonte am Montag, die Einstellung der Sendung sei Schmidts persönliche Entscheidung gewesen, die nichts mit dem Wechsel an der Sat.1-Spitze zu tun habe.
Schmidt selbst äußerte sich am Montag lediglich in der Erklärung der
ProSiebenSat.1 Media AG. “Nach acht Jahren, in denen ich ununterbrochen mit der “Harald Schmidt Show” auf Sendung war, ist es für mich Zeit für eine Bildschirmpause”, erklärte er. “Ich habe SAT.1 viel zu verdanken und bleibe dem Sender auch weiterhin sehr verbunden.” Schmidts Managerin Sigrid Korbmacher sagte, es werde an diesem Tage keine weiteren Kommentare geben, weder von Schmidt noch von seiner Produktionsfirma Bonito TV. Bei Bonito TV sind knapp 100 Mitarbeiter beschäftigt, die für die Produktion der Late-Night-Show zuständig sind, außerdem die Sat.1-Show “Was guckst Du?” mit Kaya Yanar herstellen und Harald Schmidts Werbespots.
“Wir haben Verständnis für die Entscheidung Harald Schmidts, nach acht
Jahren eine Pause einlegen zu wollen, auch wenn wir dies natürlich sehr bedauern”, sagte der Vorstandsvorsitzende Urs Rohner. In Branchenkreisen wird vermutet, dass Schmidts Aufgabe mit dem Einstieg des neuen Hauptgesellschafters bei der ProSiebenSat.1 Media AG, Haim Saban, zusammenhängt. Saban hatte in den vergangenen Wochen jeden einzelnen Sendeplatz aller vier Sender (ProSieben, Sat.1, Kabel 1, N24) durchrechnen lassen.
Die “Harald Schmidt Show”, so wird vermutet, sei zu teuer gewesen: Die
Werbeeinnahmen deckten nicht die Kosten, die die Show verursacht. Allein Schmidts Moderationshonorar wird auf 40.000 Euro pro Folge taxiert. Die Konzernsprecherin wies diese Darstellungen zurück und sagte, die Sendung sei eine der am besten zu verkaufenden bei Sat.1 gewesen.
Die “Harald Schmidt Show” war am 5. Dezember 1995 erstmals auf Sendung gegangen. Sie endet am 28. und 29. Dezember mit einem Jahresrückblick und einer Spezialausgabe am 8. Januar zum 20. Geburtstag von Sat.1. Im Januar, so hatte Sat.1 bereits mitgeteilt, werde die Show durch Filme wie “Nathalie - Babystrich” und “Sardsch” ersetzt. Wie es danach weitergeht, sei offen.
dpa